Personal- und Sozialwesen
Beginnen wir mit der Entstehung: Die Leitung des Werkes übernahm 1922,
bis zu seinem Tod im Dezember 1922, Regierungsbaurat Soder. Im gleichen Jahr
wurden groß angelegte Werbungen durchgeführt. Sie brachten
Einstellungen und Übernahmen von Arbeitskräften in so großem
Umfang, daß im September 1922 ein Zuwachs von 650 Personen erreicht werden
konnte. Die Überweisungen kamen hauptsächlich von Langenberg
(Rheinland), Dortmund, Siegen, Witten, Osnabrück, Lingen und Scherfede. Der
Nachfolger des nach nur kurzer Amtszeit verstorbenen Leiters des Werkes konnte
sich im Mai des Jahres 1923 schon auf eine Belegschaft von 950 Mitarbeitern stützen.
Ab Juli 1923 entstanden durch die Ausdehnung der französischen
Besatzungszone bis zum Schwerter Wald, Holzen, Westhofen und Hengstey für
die Bediensteten Wegeschwierigkeiten, wodurch hohe Ausbleibezeiten entstanden.
Oft erreichten die Arbeiter nicht einmal ihren Arbeitsplatz.
Der Ruf nach verstärktem Wohnungsneubau in der Kreinberg"-Siedlung
wurde immer stärker, jedoch fehlten auch hier die Mittel. Daher brachte das
Jahr 1923 auch keine Änderung des akuten Personalmangels. Die Inflation und
der passive Widerstand (Ruhrkampf) formten die Menschen nicht in allen Fällen
zu ihrem Vorteil. Diebstähle, Plünderungen und sogar eingeleitete
Werkserstürmungen konnten mit Hilfe der Belegschaft abgewendet werden.
Das Werk wuchs, jedoch langsamer, als die Eisenbahnverwaltung geplant
hatte. 1924 war die Belegschaft auf 80 Beamte, 1300 Arbeiter, 40 Lehrlinge und 6
Zöglinge" angestiegen.
Ein Jahr später, als die politischen Wirren sich zu entflechten
schienen, hatte das Werk eine Belegschaft von 1663 Personen mit folgender
Zusammenstellung: 121 Büro- und Aufsichtskräfte, 1003 Handwerker, 280
Werkhelfer, 125 Handarbeiter, 5 Frauen, 113 Lehrlinge, 13 Zöglinge und 3 Maschinenbaubeflissene".
Im Jahre 1926 wurden nach der Schließung der HW Arnsberg diese Mitarbeiter
zum Werk Schwerte versetzt.
Die allgemeine wirtschaftliche Lage von 1925 bis 1932 brachte für die
Mitarbeiter einschränkende Auswirkungen. Die Wirtschaftskrisen führten
zu Entlassungen und Kurzarbeit. In dieser Zeit wurden die Werke Witten,
Langenberg (Rheinland) und Dortmund-Huckarde geschlossen. Der überwiegende
Teil dieser Belegschaften fand Aufnahme im Schwerter Werk. Arbeitersonderzüge
in Richtung Arnsberg, Dortmund und Witten sorgten für Fahrgelegenheiten.
Leider konnten die Jüngsten auch in Schwerte keinen Dauerarbeitsplatz
bekommen. Sie wurden arbeitslos.
Im Jahre 1933 begann wieder der Aufstieg des Werkes. Die Kurzarbeit wurde
aufgehoben und neue Arbeitskräfte eingestellt. Im Laufe der nächsten
Jahre wuchs die Belegschaft auf über 3000 Mitarbeiter, die trotz Unterernährung
und Fliegeralarme Höchstleistungen vollbrachten.
Die Werkfeuerwehr, die aus Mitarbeitern bestand, die neben ihrer regulären
Arbeit auch die Pflichten der Feuerwehr erfüllten, hatten neben dem Schutz
des Werkes auch den der Kreinberg-Siedlung übernommen.
Durch die laufend zunehmenden Einberufungen der Betriebsangehörigen zur
Wehrmacht wurden verstärkt Frauen in den Arbeitsprozeß eingereiht.
Gleichzeitig wurde eine hohe Anzahl Fremdarbeiter, bis zu 850 Personen hauptsächlich
italienischer, französischer, polnischer und russischer Nationalität,
dem Werk zugeordnet.
Bis auf wenige Bombentreffer blieb das Werk weitgehendst von
Kriegseinwirkungen verschont. Trotzdem verloren am 11. April 1945 6 Werksangehörige
ihr Leben.
Gerade in dieser Zeit boten der Eisenbahn-Gesangverein und der
Eisenbahn-Sportverein den Arbeitern eine Möglichkeit, ihre Probleme für
kurze Zeit zu verdrängen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß
gerade diese Einrichtungen zu Propagandazwecken mißbraucht wurden.
1947 wurden über die Werkgemeinschaft die Kreinberg-Lichtspiele"
geschaffen. Die Mitarbeiter machten auch von dieser Einrichtung regen Gebrauch,
bis sie im August 1968 der wachsenden Verbreitung des Fernsehers zum Opfer fiel.